Georg Tanner

 

Georg Tanner wurde in Schaffhausen geboren, als zweiter Sohn eines selbständigen Zimmermannes. Zuerst wohnte die Familie in einer Wohnung im Stadtteil Niklausen, später, als die Firma des Vaters allmählich zu florieren begann, zogen sie in ein kleines Haus in Buchthalen. Beide Söhne wollten entegen dem Willen des Vaters keinen handwerklichen Beruf erlernen, sondern sie besuchten die Kantonsschule und machten die Matura. Zuerst der zwei Jahre ältere Bruder Richard, dann auch Georg Tanner. Anschliessend stand für beide der Militärdienst an. Da zeigte sich die Gegensätzlichkeit der beiden Brüder, denn Richard verweigerte den Dienst mit der Waffe, ging entsprechend eine gewisse Zeit ins Gefängnis, um dann waffenlosen Dienst bei der Sanität zu leisten. Georg Tanner hingegen entdeckte bei den Grenadieren eine gewisse Freude an körperlich harter Kampfausbildung, lernte den Umgang mit verschiedenen Waffen und diverse Nahkampftechniken. Dank seiner offensichtlichen Führungsqualitäten erhielt er den Vorschlag zur Offiziersausbildung. Wegen wiederholter Weigerung, in blindem Kadavergehorsam unsinnig erscheinende Befehle auszuführen, wurde er dann jedoch aus der Ausbildung geschmissen. Seine restliche Dienstzeit verbrachte er als Unteroffizier in einer Eliteeinheit.

Nach der abgebrochenen Offiziersausbildung begann Georg Tanner an der Universität Zürich das Studium der Psychologie. Er merkte jedoch bald, dass er mit seiner eher handfesten Art nicht für diese Wissenschaft geeignet war und eine Tätigkeit im Ordnungsdienst eher seinen Neigungen entsprechen würde. Deshalb meldete er sich für die Polizeischule in Schaffhausen, die er dann auch mit Erfolg absolvierte. Während der etwa zwei Jahre, die er im normalen Polizeidienst arbeitete, entdeckten seine Vorgesetzten sein Talent für die Ermittlertätigkeit, und er konnte entsprechende Weiterbildungen absolvieren.

An einem der berühmten Bälle auf dem Munot in Schaffhausen lernte er die in Basel wohnende Laura Borelli kennen, die den Ball zusammen mit ihrem Bruder besuchte, und verliebte sich Hals über Kopf in die temperamentvolle Italoschweizerin. Ihr gefiel der gross gewachsene, athletische Schweizer auch und es begann eine stürmische Liebesgeschichte. Sie wurde anfangs dadurch gebremst, dass die beiden 100 km von einander entfernt wohnten. Als die neu ins Leben gerufene Kriminalpolizei beider Basel in den Korps der anderen Kantone um gut ausgebildete junge Polizisten warb, meldete sich Georg Tanner und wurde genommen. Schweren Herzens nahm er von seiner Vaterstadt abschied und zog nach Basel. Nach kaum einem Jahr im Dienst der dortigen Kriminalpolizei wurde er zur Sektion Leben versetzt.

Die grosse Wende in Tanners Leben kam bei einem harmlosen Barbesuch in der Basler Innenstadt. Zusammen mit Laura und ein paar Freunden, auch Kollegen von der Polizei waren dabei, tranken sie ein paar Bier und waren lustig. Am Nebentisch gerieten einige Männer in Streit. Die anwesenden Polizisten ausser Dienst versuchten zu schlichten, der Streit jedoch eskalierte, und einer der Randalierer zückte ein Messer. Keiner bekam mit, wie es genau geschah, jedenfalls traf dieses Messer Laura in den Bauch und verletzte sie so schwer, dass sie noch in der Bar, in Tanners Armen verstarb.

Georg stürzte in ein emotionales Tief und war kaum mehr in der Lage, seiner Arbeit nachzugehen. Die Trauer um seine Freundin riss ihn aus einem Traum und veränderte ihn schliesslich tief greifend. Sein Chef, der Leiter der Sektion Leben, schickte ihn fast unter Zwang für eine Woche in sein Ferienhaus in den Alpen. Dort geschah etwas Weiteres, das Tanners Leben fortan beeinflusste. Er erhielt von einem geheimnisvollen Händler ein magisches Tarot geschenkt. Lange Zeit wurde Tanner dessen Fähigkeiten jedoch gar nicht bewusst, denn, kaum zurück am Arbeitsplatz, wurde sein Chef tot aufgefunden - gestorben an einer Überdosis Heroin. Es stellte sich schliesslich heraus, dass er schon lange drogenabhängig gewesen war und seinen Stoff von einem Händler erpresste, den er einmal bei der Drogenübernahme ertappt hatte. Irgendwann wurde es diesem jedoch zu viel und er liess seinen Erpresser mittels goldenem Schuss ermorden. Tanner fiel die Aufgabe der Leitung der Sektion Leben zu. Somit gehörte es zu seinen Aufgaben, den Mord an seinem Chef aufklären und das alles immer noch im Schockzustand nach dem Tod seiner Freundin. In dieser Situation stiess er auf das schon vergessene Tarot. Dieses Verhalf ihm mit seinen magischen Fähigkeiten zur Lösung des Falles.

Eine weitere Lebenshilfe erhielt Tanner von seinem, nun im Immobilienhandel tätigen Bruder. Eines Abends kam er bei Georg vorbei und schenkte ihm ein kleines, laut miauendes Siamkätzchen, mit scheinbar viel zu grossen Ohren. Sein Name sei Maestro, meinte der Bruder, und würde Tanner schon zeigen, wer im Haus der Chef sei. Eigenartiger Weise entwickelte Maestro bald ein besonderes Interesse an Tanners Tarot-Legungen, wenn dieser in einem verzwickten Fall nicht weiterkam.

Vor knapp vier Jahren kaufte sich Tanner ein kleineres, renovierungsbedürftiges Reiheneinfamilienhaus an der Bergalingerstrasse in Kleinbasel. Mit Hilfe seines mittlerweile pensionierten Vaters begann er das Haus Schritt für Schritt zu erneuern und entdeckte dabei seine handwerklichen Talente sowie die Freude an dieser Arbeit. Wegen der allgemein grossen Arbeitsbelastung ging der Umbau der Hauses jedoch eher schleppend voran und ist auch zur Zeit noch nicht abgeschlossen.

Trotz der mehr als zehn Jahre, die Tanner nun schon in Basel wohnt, ist es ihm noch nicht gelungen, sich in dieser Stadt zuhause zu fühlen. Der Verlust seiner grossen Liebe hat ihn zu einem Einzelgänger mit grimmigem Humor gemacht, dem es schwer fällt, engeren persönlichen Kontakt zu anderen zu knüpfen. Immer noch fühlt er sich in seiner Geburtsstadt, in Schaffhausen zuhause, und er meint zu wissen, dass er eines Tages dorthin zurückkehren wird.

Georg Tanner ist 1.84 m gross und breitschultrig. Wegen mangelnder körperlicher Aktivität - er absolviert die obligatorischen Trainings in der Polizei mit so kleinem Aufwand wie möglich, und weitere sportliche Beätigung ist nicht seine Sache - baut er langsam aber sicher gewisse Fettreserven auf. Seine einst brünetten Haare erhalten mehr und mehr graue Strähnen und am Hinterkopf beginnt sich der Wald zu lichten.