Lesetipps

Liest denn ein Buchautor auch selbst oder vergnügt er sich ausschliesslich mit Schreiben. Ich weiss nicht, wie das bei anderen ist, ich lese jedenfalls sehr viel. Hier können Sie erfahren, was - derzeit - meine Lieblingsautoren und Lieblingsbücher sind.

 

Friedrich Glauser

Für mich einer der wichtigsten Krimiautoren überhaupt. Mit Wachtmeister Studer hat er eine unvergessliche Romanfigur geschaffen. Ein Mann aus dem Volk, mit klarem Verstand, auch ein Rebell gegen die Obrigkeiten, aber dennoch dem Gesetz treu, dort wo es wichtig ist. Kein gnadenloser Gesetzeshüter, sondern ein verständnisvoller, mitfühlender Mensch. Der die kleinen Halunken, die zum Beispiel aus Not einen Diebstahl begehen, auch einmal entkommen lässt. Ein konsequenter Ermittler, wenn es darum geht, die wirklichen Verbrecher zu fassen. Glauser ist aber auch ein Volksschriftsteller in dem Sinn, dass er die Lebensumstände der schweizerischen Unter- und Mittelschicht in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ungeschminkt und treffend wiedergibt. Und er ist einfach ein grossartiger Geschichtenerzähler!

Mein Tipp: Matto regiert

 

Friedrich Dürrenmatt

Neben seinen unnachahmlichen dramatischen Werken ist Dürrenmatt auch für seine Kriminalromane berühmt. Gelegentlich wird deutlich, dass Friedrich Glauser auch für Dürrenmatt ein Vorbild war, wenn er nämlich den Kommissar Bärlach ermitteln lässt. Sind es bei Glauser jedoch meist die gewöhnlichen Krimiellen, die aus "üblichen" Motiven heraus ein Verbrechen begehen und dann halt einfach nicht erwischt werden wollen, lässt Dürrenmatt wahrhaft "böse" Täter zu, die Verbrechen sogar nur deshalb begehen, um ihre Erhabenheit über das Recht und den Ermittler zu demonstrieren.

Mein Tipp: Der Richter und sein Henker

 

Roger Graf 

Roger Graf ist für mich natürlich schon als Namensvetter fast Pflichtlektüre. Aber ganz abgesehen davon: seine am Sonntagmorgen zwischen 11 und 12 auf Radio DRS3 zu geniessenden Hörspiele um den Detektiven Philip Maloney sind seit Jahren Kult und für mich ein Fixpunkt im Wochenablauf. Ich kann nur bewundern, wie es ihm gelingt, auf wenigen Seiten (bzw. in wenigen Minuten Sendezeit) stimmige, spritzige, lustige Kriminalfälle zu entwickeln und aufzulösen. Zwar orientiert sich sein Detektiv - schon vom Namen her - an Raymond Chandlers Philip Marlowe, Graf's Maloney ist aber zweifellos eine eingenständige und markante Persönlichkeit.

Mein Tipp: Die haarsträubenden Fälle des Philip Maloney (1992)

 

Douglas Preston & Lincoln Child

Grauenhaft! Die reinsten Zeitdiebe. Wenn ich einmal ein Buch dieser beiden häufig gemeinsam veröffentlichenden Autoren zu lesen begonnen habe, kommt mein Zeitbudget regelmässig unter die Räder. Erst wenn das Buch irgendwann mitten in der Nacht ausgelesen ist, kann ich wieder einem geregelten Tagesablauf folgen. Um den Genuss der Lektüre in die Länge zu ziehen, haben ich neuerdings begonnen, ihre Bücher im englischen Original zu lesen. Dann dauert es etwa doppelt so lange, bis sie ausgelesen sind, wie wenn ich sie auf deutsch läse. Aussergewöhnlich ist auch, dass sie als Amerikaner spannende Romane schreiben können, ohne weder das ach so heroische US-Militär (oder den CIA oder einen anderen Geheimdienst) noch hohe Regierungsbeamte - am liebsten den Präsidenten selbst - in den Mittelpunkt stellen zu müssen. Die beiden verstehen es ausserdem, immer wieder eine kleine Prise Fantasy oder Science Fiction einzubauen, ohne dass diese Elemente die ganze Geschichte dominieren.

Mein Tipp: Thunderhead

 

Terry Pratchett

Unglaubliche Fantasie, Erzählfreude und Liebe zu den Romanfiguren. Das ist es, was ich an den Scheibenweltromanen so schätze. Besonders eindrücklich finde ich Pratchetts Umgang mit den Figuren. Selbst beim übelsten Bösewicht merkt der Leser, dass der Autor die Figur liebt, so, wie ein Vater halt auch seine unartigen Nachkommen liebt. Für mich ist es ein grosses - aber natürlich unerreichbares - Ziel, die Personen in meinen Geschichten genauso liebevoll darzustellen und zu behandeln.

Mein Tipp: Helle Barden

 

Andreas Eschbach

Mich faszinieren immer wieder seine aussergewöhnlichen Ideen, auf denen er seine Bücher aufbaut. Eines Tages wird bei einer archäologischen Ausgrabung eine Videokamera gefunden, die Filmaufnahmen von Jesus enthält. Wobei die gefundene Videokamera gar nicht auf dem Markt, sondern noch in Entwicklung ist. Was macht einer, der aus dem Nichts heraus eine Billion Dollar erbt? Hebt er die Welt aus den Angeln oder rückt er sie zurecht?

Mein Tipp: Eine Billion Dollar

 

Gabriella Wollenhaupt

Sie ist eine schon seit über zehn Jahren im deutschen Sprachraum wohlbekannte Krimiautorin, die ich für mich aber erst kürzlich entdeckt habe. Ihre Romafigur, die Zeitungsreporterin Maria Grappa, ist eine aufmüpfige, natürlich rothaarige, launische, leidenschaftliche Journalistin, die ein Gespür für Ereignisse hat, hinter denen mehr steckt, als andere vermuten. Spritzige, witzige Dialoge, vor allem mit ihrem Chef Peter Jansen machen das Lesen zu einem reinen Spass. Und: gelegentlich ist auch etwas Übersinnliches im Spiel ...

Mein Tipp: Grappa und die Nackenbeisser